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Lehrveranstaltungen SoSe 2021

Gero Faßbeck (Romanistik): Al-Andalus: ein hybrider Kulturraum Europas 
Di. 10.30-12.00 Uhr, Online ab 13.04.

Al-Andalus, die Zeit der islamischen Herrschaft auf der Iberischen Halbinsel, markiert ein oftmals vergessenes, vernachlässigtes oder verdrängtes Kapitel in der Geschichte Europas. Die maurische Präsenz auf hispanischem Boden dauerte nahezu ein Jahrtausend, vom Jahr 711, als arabische Söldner erstmals den Felsen von Gibraltar eroberten, bis zum Jahr 1614, als die letzten Moriscos in Folge eines Ausweisungsedikts des spanischen Königs Philipp II. das spanische Festland in Richtung Marokko verlassen mussten. Zu keiner Zeit war das maurische Spanien ein ethnisch homogenes Gebilde. Dennoch lebten Muslime, Juden, Christen in dem Bewusstsein religiöser Toleranz überwiegend friedlich nebeneinander. Mit der Vertreibung der zwangsgetauften conversos und der moriscos setzte um die Mitte des 16. Jahrhunderts der politische, wirtschaftliche und kulturelle Niedergang der spanischen Monarchie ein.

Im Seminar werden wir uns dem geografischen Raum al-Andalus aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive annäheren. In einem ersten Block werden wir theoretische Modelle wie das Konzept des ‚hybriden Raums‘ (H. Bhabha) und die Konzepte der ‚Kulturverflechtung‘ (U. Bitterli) bzw. des ‚Kulturtransfers‘ (M. Espagne) kennenlernen und ihre Anwendbarkeit auf den iberischen Kulturraum diskutieren. Nach einem kurzen historischen Überblick zur Geschichte des islamischen Spanien werden wir uns mit konkreten Beispielen der Kulturvermittlung aus Philosophie, Kunst und Literatur beschäftigen, um uns ein Bild von der kulturellen Vielfal im maurischen Spanien zu machen.

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Sebastian M. Ostmeyer (Germanistik) : Die Kaiserchronik - Erzählte Zeit im Horizont früher Europakonzepte
Do. 12.30-14.00 Uhr, 22.01. HS 2D ab 15.04. 

sô wil ich des liedes beginnen / daz scult ir gezogenlîche vernemen (Kaiserchronik V. 2f.) Die Kaiserchronik (entstanden in einer ersten Fassung Mitte des 12. Jahrhunderts) ist das früheste Zeugnis einer Weltchronik in deutscher Sprache. Der über 17.000 Verse umfassende Text, der anhand von mehr als 50 Kaiserbiographien von der Antike bis zur Lebenszeit Konrads III. strukturiert ist, fand bis ins späte 16. Jahrhundert eine weite Verbreitung und Rezeption. Es ist die beeindruckende Mischung aus realhistorischen Gegebenheiten, Herrschafts- und Gegenwartslegitimation, aus religiöser Didaxe und volkssprachlichen Sagen- und Legendenerzählungen, durch die dieser intrikate Text bis in die Gegenwart hinein fasziniert. Im Seminar soll anhand der Kaiserchronik ein mittelalterliches Welt-, Zeit- und Raumverständnis erarbeitet und im Horizont früher sowie moderner Europakonzepte diskutiert werden. 

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Dr. Sebastian Hansen (Geschichtswissenschaften) / Oliver Victor (Philosophie): Europakonzepte von der Renaissance bis zur Gegenwart
Do. 10.30-12.00 Uhr, online ab 15.04.

Die Frage, was Europa ist und sein könnte bzw. sein soll, erscheint aufgrund gegenwärtiger Entwicklungen aktueller denn je. Angesichts der gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Herausforderungen der Gegenwart wird das Konzept „Europa” gleich auf mehreren Ebenen auf die Probe gestellt. Die Frage, was Europa ausmacht, ist dabei zugleich auf eine historische Rückschau wie eine prospektive Studie angewiesen. So lässt sich gleichermaßen nach einer gemeinsamen kulturellen Identität wie nach möglichen Projektionen einer europäischen Wertegemeinschaft fragen. Das Verständnis von Europa sowie den damit verbundenen Konzepten und Visionen hat sich im Laufe der Jahrhunderte stets gewandelt. Nicht nur das geographische Verständnis Europas im Zeitalter der Renaissance ist ein anderes als in der Gegenwart, sondern auch die Zukunftsentwürfe für ein vermeintlich „besseres” Europa unterlagen und unterliegen einem ständigen Wandel.

Im Laufe des Semesters sollen unterschiedliche Europakonzepte von der Renaissance bis zur Gegenwart zur Sprache kommen. Das Seminar verfolgt dabei einen interdisziplinären Ansatz, der sowohl aus historischer als auch philosophischer Perspektive Vorstellungen von und Visionen für Europa einer kritischen Analyse unterziehen möchte. Klassiker der Renaissance- und Aufklärungsphilosophie (Montaigne, Montesquieu) werden dabei ebenso berücksichtigt, wie die Einigungsbewegung der „Paneuropa-Union” in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen als auch die Bedeutung des Falls des Eisernen Vorhanges für die Europäischen Union. Des Weiteren werden die Europavisionen von Klassikern der Geistesgeschichte von der Romantik (Novalis) bis zum 19./20. Jahrhundert (Nietzsche, Camus) zu Wort kommen.

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Friederike Danebrock (Anglistik) / Arne Leopold (Kunstgeschichte)
Do. 16.30-18.00 Uhr, online ab 22.04. 

Vielen von uns erscheint es als Zäsur in der europäischen Geschichte: Großbritannien verlässt die EU. Dass der europäische Gedanke aktuell eine solche Unterbrechung erfährt, wollen wir zum Anlass nehmen, Konzepte von ‚Bürger sein‘, ‚Bürgertum‘, ‚Bürgerrechten‘ kulturhistorisch von der Antike bis in die Moderne zu begutachten. Denn schließlich bildet eine bestimmte Idee von politischer Gemeinschaft und politischer Teilhabe den Kern des europäischen Gedankens. In interdisziplinären Analysen werden wir beleuchten, wie diese Idee in Philosophie, Alltagspraxis, bildender Kunst und Literatur zu unterschiedlichen Zeiten entwickelt worden ist: Was bedeutet es, Teil einer politischen Gemeinschaft zu sein; welche Bedingungen werden dafür implizit oder explizit formuliert; wer kann diese Bedingungen einbringen und durchsetzen und welche Rechte und Pflichten resultieren daraus? (Die Wahl des männlichen Artikels in unserem Kurstitel ist hier übrigens kein Zufall...)
Ein bestimmtes Verständnis davon, was es bedeutet, ein politisches Subjekt zu sein, schlägt sich also in den unterschiedlichsten Kunst- und Alltagsgegenständen nieder; und gleichzeitig wirken diese Gegenstände auf das Selbstverständnis der politischen Gemeinschaft zurück. Folgende Materialien schauen wir uns zu diesem Prozess unter anderem an: Auszüge aus Aristoteles‘ Politik; Grundlagen der politischen Ikonographie; Daniel Defoes Roman Robinson Crusoe (1719) sowie Auszüge aus Friedrich Schillers Briefen „Über die ästhetische Erziehung des Menschen” (1795).

A caesura in the history of Europe: this is what Brexit appears as to many of us. We would like to take this break as occasion to reflect on the cultural history of concepts such as ‘civil consciousness,’ ‘citizenship,’ ‘civil rights’ from Greek antiquity to modernity. For a certain idea of political community and political participation has, arguably, long been at the heart of the European project. We will trace, in interdisciplinary analysis, how this idea has been developed at different times in philosophy, everyday customs, the visual arts, and literature. What does it mean to be part of a political community; which conditions are being formulated for this; who is entitled to formulate and implement these conditions; and which rights and obligations come from being a citizen? (It is, incidentally, no accident that the ‘the citizen’ is gendered male in our course title...) 
Our core assumption is that a certain understanding of what it means to be a political subject manifests in a wide array of artworks as well as everyday objects; and that at the same time, these objects themselves help to form the political community whose beliefs they reflect. To get a better idea of how this works we will, among others, look at the following materials: excerpts from Aristotle’s Politics; basics of political iconography; Daniel Defoe’s novel Robinson Crusoe (1719); as well as excerpts from Friedrich Schiller‘s letters ”Über die ästhetische Erziehung des Menschen” (1795).

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Univ.-Prof. Dr. Andrea von Hülsen-Esch (Kunstgeschichte): Europäische Buchmalerei
Mi. 12.30-14.00 Uhr, online ab 21.04.

In der mittelalterlichen Buchmalerei spiegelt sich die kulturelle Entwicklung des Mittelalters: Mit den Orten der Buchproduktion verbunden sind auch thematische Schwerpunkte, und neue Themen finden oftmals ihre erste bildliche Darstellung im Medium der Buchmalerei. Der Überblick, der mit der Vorlesung über die mittelalterliche Buchmalerei gegeben wird, ist damit zugleich ein Überblick über geistige und kulturelle Zentren in Europa, über die allmähliche Entfernung der Buchproduktion aus den klösterlichen Produktionszentren, über die Herstellung eines Buches und die arbeitsteilige Gestaltung der Miniaturen ebenso wie über die verschiedenen unterschiedlichen Ausdrucksformen im Rahmen der Buchmalerei. Anhand einer sorg­fältigen Beschreibung, Einordnung und Interpretation der Miniaturen werden ausgewählte Beispiele im Kontext dargestellt. Berücksichtigung finden dabei sowohl Handschriften aus dem sakralen wie aus dem profanen Bereich: Liturgische Handschriften, Bibeln und Stundenbücher werden ebenso vorgestellt wie Chroniken, naturhistorische und literarische Handschriften. Zur Sprache kommen werden selbstverständlich auch die unterschiedlichen Funktionen der Miniatur, die Bild-Text-Bezüge und die künstlerische Herkunft des oder der Miniaturisten. 

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Julia Mutzenbach (Jüdische Studien): Juden in europäischen Rechtsquellen
Di., 12.30-14.00 Uhr

Die wechselvolle Geschichte des europäischen Kontinents bot Jüdinnen und  Juden in unterschiedlichen Epochen und geographischen Räumen vielfältige  Lebensbedingungen. Den Rahmen dieser Bedingungen setzten zu jeder Zeit vorherrschende Rechtskonzepte. In diesem Seminar werden wir uns mit diversen Rechtsquellen  auseinandersetzen, die zeigen, wie sich die jüdische Minderheit in die  Ordnung einer ihr häufig feindlich gesinnten Mehrheitsgesellschaft  einfügte und auf welchen rechtlichen Grundlagen dies möglich war. Wir  werden uns Gesetze und Verordnungen anschauen, mit denen jüdisches  Gemeindeleben sowie das Zusammenleben jüdischer und nichtjüdischer  Bevölkerung von Herrschaften reglementiert wurde. Gerichtsakten und  Verträge werden uns einen direkten Einblick in Konflikte und Allianzen  des Alltagslebens geben und uns etwas über Interessen und Haltungen der  jüdischen Akteure, ihrer Nachbarn und ihrer Obrigkeiten erzählen.

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